Was soll das bringen – eine Hunde-AG?
Ein Erfahrungsbericht über das tiergestützte Angebot am BK Solingen Halfeshof
Eine Hunde-AG als pädagogisches Angebot für Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf, an einem Solinger Berufskolleg, mit dem Förderschwerpunkt „Emotionale und soziale Entwicklung“, was soll das bringen? Ist es nicht sinnvoller, stattdessen eine Unterrichtsstunde Mathematik oder Deutsch anzubieten? Wie oft bin ich das schon gefragt worden? Selbst der neue Schulleiter hat so seine Zweifel, was den nachhaltigen Effekt tiergestützter Interventionen angeht.
Wie dem auch sei ... Nach wie vor findet donnerstags, für derzeit fünf 16jährige Jugendliche, eine einstündige AG mit Hunden in unserer Schule statt. Gegründet habe ich die Hunde-AG 2007. Damals lebte Selma, meine erste schwarze Labradorhündin noch. Sie war 13 Jahre lang eine ganz besondere Schulhündin. Wie viele schöne Momente hat es mit ihr und den Schülern gegeben. So hat sie es u.a. durch ihre bloße Anwesenheit geschafft, dass eine schulmüde Schülerin letztlich doch regelmäßig zum Unterricht gekommen ist. Wenn Selma da war, war für sie alles gut. Ein trauriges, perspektivloses Mädchen konnten wir so, zumindest für ein knappes Schuljahr, glücklich machen, sie phasenweise erreichen, langsam ihre Lernbereitschaft aufbauen und viele Sorgen und Nöte auffangen.
Mittlerweile besteht die Hunde-AG aus drei Labradorhündinnen Tilda (10 Jahre), Frieda (7 Jahre) und Ella (1,5 Jahre). Jede Hündin alle hat etwas Individuelles und Besonderes, was sie im Umgang mit den Jugendlichen einbringen. Die Jugendlichen erfahren sich, im Kontakt mit den einzelnen Hunden, auch jedes Mal neu. „Mensch, wie die Tilda wieder am chillen ist“, sagt Tim, der so gerne mal entspannen möchte und es nicht schafft, weil sein Smartphone sein Leben bestimmt. „Wie kann die sich nur so wegbeamen?“ Ein anderer Jugendlicher sagt: “Kann ich gleich wieder den Ball werfen? Ella apportiert ja sowieso alles, die ist der Hammer! Ich bilde sie in diesem Schuljahr aus. Sie werden sehen, im Sommer ist der Hund top!“ Und wieder ein anderer ist ganz still. Er sitzt neben Frieda und schmust mit ihr: „Die find` ich am besten“, sagt er und hält ihr ein Leckerchen hin.
So genießen die Schüler, neben den Aktivitäten im Wald und auf den Wiesen, außerdem das spielerische Training von theoretischem Wissen. Ein Quiz rund um das Thema „Hund“, wird nämlich zu Beginn und gegen Ende der Stunde durchgeführt. So sind die Teilnehmer, auch für den theoretischen Teil der „Hundeführerscheinprüfung“ im Sommer, gut gewappnet. Hinzu kommen praktische Übungseinheiten mit den Hunden (Leinentraining o.ä.) und gemeinsame Spaziergänge, Streicheleinheiten und Wahrnehmungsübungen. Weitere Lernziele im emotionalen und sozialen Bereich lassen sich ebenfalls in dieser AG vermitteln. So üben die Jugendlichen die Einhaltung von Normen und Regeln (z. B. wir arbeiten einzeln, können warten, sind leise), den respektvollen Umgang mit Menschen, Tieren und mit der Natur. Auf diese Art und Weise gewinnen sie nach und nach ein positives Selbstkonzept.
(Text: Silke Mollner-Suhr)
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